Erfolgreiche Therapie immer im Blick
Hannover, 12.01.2020 – Sie ist walnussgroß und produziert lebenswichtige Hormone: Die Rede ist von der Schilddrüse. Verändert sich das schmetterlingsförmige Organ krankhaft und wird in seiner Funktion eingeschränkt, können die Folgen für den Körper erheblich sein – mit oftmals diffusen Symptomen. Sie reichen von Antriebsarmut über Nervosität und Gewichtsschwankungen bis hin zu Luftnot und Herzrasen. Wurde beim Arzt eine Funktionsstörung festgestellt und das passende Medikament verordnet, ist eine konsequente Einnahme für eine erfolgreiche Therapie entscheidend. Vor allem auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an. Die Apothekerkammer Niedersachsen rät Schilddrüsenpatienten, sich in der Apotheke vor Ort beraten zu lassen. Der Arzneimittelexperte hilft dem Patienten, das eigene Wissen rund um die eigene Krankheit zu vertiefen und damit auch mögliche Wechselwirkungen – ob mit rezeptfreien Eisenpräparaten, bestimmten Schmerzmitteln, Blutverdünnern oder Lebensmitteln – zu reduzieren.
Schilddrüse: wichtiger Hormonproduzent
Die Schilddrüse produziert die Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin), kurz: T4, und Trijodthyronin, T3. Wie die Nebenschilddrüsen sondert sie außerdem ein Hormon ab, das die Kalzium- und Phosphatkonzentration im Blut steuert. Beide Hormone regulieren zudem den Eiweiß-, Fett-, und Kohlenhydratstoffwechsel und haben damit Einfluss auf die körperliche Entwicklung, das Knochenwachstum, die Muskulatur, den Cholesterinspiegel sowie den Energiestoffwechsel. Sie fördern außerdem die Sauerstoff- und Wärmeproduktion und beeinflussen den Herzschlag und den Blutdruck, hemmen aber gleichzeitig die Bildung von Stoffen, die für die Energieversorgung des Körpers wichtig sind.
Früherkennung und Behandlung richtungsweisend
Die Hyperthyreose (Überfunktion) und die Hypothyreose (Unterfunktion) sind häufige Erkrankungen der Schilddrüse. Ebenfalls weit verbreitet: ein durch Jodmangel bedingter Kropf (Struma), die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse. Fast 50 Prozent der über 45-Jährigen haben damit zu tun. Doch Erkrankungen der Schilddrüse fallen zunächst kaum auf: Im Anfangsstadium treten selten Beschwerden auf, spätere Symptome können sehr unterschiedlich sein. Dabei sind die Früherkennung und Frühbehandlung richtungsweisend. Wer unsicher ist, ob die Schilddrüse in Ordnung ist oder unter Symptomen leidet, die selbst nicht eingeordnet werden können, sollte seinen Arzt konsultieren. Er kann diagnostizieren, ob eine hormonelle Funktionsstörung durch eine Veränderung der Schilddrüsenfunktion vorliegt und im Fall der Fälle eine Therapie einleiten. Liegt eine Unterfunktion vor, wird sie mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden beispielsweise Medikamente verordnet, die den Einbau von Jod in die Schilddrüsenhormone hemmen. Auch Betablocker (Propranolol) können zur symptomatischen Behandlung eingesetzt werden.
Gefährliche Interaktionen vermeiden
Schilddrüsenhormonpräparate gehören zu den Medikamenten, die in enger Abstimmung mit dem Arzt und dem Arzneimittelexperten eingenommen werden sollten. So können schon veränderte Tablettenzusammensetzungen des Herstellers oder eigenmächtig geteilte Tabletten gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Ganz wichtig für den Therapieerfolg: die regelmäßige Einnahme, zum Beispiel immer morgens auf der Bettkante und 30 Minuten vor dem Frühstück. Zudem sollten Wirkstoffe wie Colestyramin, Sucralfat, Östrogene, Phenytoin, Furosemid in hohen Dosierungen und orale Antikoagulantien zur Blutverdünnung nicht zeitgleich gemeinsam mit Schilddrüsenhormonen eingenommen werden. Dasselbe gilt auch für freiverkäufliche Eisen- und Calciumpräparate, Salicylate als Schmerzmittel sowie magensäurebindende Präparate. Schilddrüsenpatienten sollten zudem wissen, dass kalziumhaltige Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte oder Fruchtsäfte erst in einem Abstand von mindestens zwei Stunden konsumiert werden dürfen. Auch eine sojareiche Ernährung kann die Schilddrüsenhormonaufnahme reduzieren. Für Schilddrüsenpatienten von entscheidender Bedeutung: der passende Einnahmezeitpunkt. Sie sollten sich in der Apotheke vor Ort dazu und der passenden Ernährung beraten lassen, um Wechselwirkungen und Wirkungsbeeinträchtigungen zu umgehen.
Vorbeugen? Jodsalz in der Küche
Ob Meersalz, Jodsalz oder Seefischmahlzeiten: Jod ist für die Produktion der Hormone T3 und T4 essenziell. Erwachsene sollten circa 180 bis 200µg täglich über ihre Ernährung zu sich nehmen. Symptome wie Müdigkeit und eine höhere Infektanfälligkeit können auf einen Jodmangel und infolgedessen einen Mangel an T3 und T4 hindeuten. Vor dem Griff zu einem Nahrungsergänzungsmittel sollten sich Betroffene mit ihrem Arzt oder Apotheker besprechen.
Arzneimittelmissbrauch im Fokus
Einige Schilddrüsen-Medikamente werden auch als Schlankheitsmittel missbraucht, weil sie Stoffwechsel und Fettabbau steigern. Wird durch Überdosierung eine Hyperthyreose, eine Schilddrüsenüberfunktion, provoziert, kann das gefährliche Folgen haben: gefährliche Nebenwirkungen wie Herzrasen, Unruhe, Muskelschwäche oder Herzrhythmusstörungen. Schlimmstenfalls droht sogar eine akute und lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung, die thyreotoxische Krise, die tödlich enden kann.
Pressemitteilung der Apothekerkammer Niedersachsen