In der Schwangerschaft ist werdenden Müttern nur eines wichtig: Dem Kind soll es gut gehen! Werden Schwangere krank, ist die Sorge groß. Welche Arzneimittel kann man überhaupt einnehmen, ohne das Kind zu schädigen? Die Apothekerkammer Niedersachsen gibt wertvolle Tipps.
Schmerzen
Viele Frauen bleiben während ihrer Schwangerschaft vor Schmerzen nicht verschont, zum Beispiel treten Kopfschmerzen oder gerade zum Ende der Schwangerschaft Rückenschmerzen auf. Der Wirkstoff der ersten Wahl ist Paracetamol. Es ist gut verträglich, wenn es in der richtigen Dosierung eingenommen wird. In den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft kann auch Ibuprofen eingenommen werden. Ab der 28. Schwangerschaftswoche sollte es aber nicht mehr angewendet werden, da es beim Kind zu Problemen des noch nicht ausgereiften Herz-Lungen-Systems kommen kann. Bei der Mutter werden unter Umständen die Wehen gehemmt und die Blutungszeiten bei der Geburt verlängert.
Schnupfen
Schwangere sind häufig von einer sogenannten Schwangerschaftsrhinitis betroffen. Die Ursache liegt in der schwangerschaftsbedingten Hormonumstellung. Oft bleibt es nicht beim Schnupfen allein. Es kann schnell zu Infekten, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwächen kommen. Schwangere sollten zuerst einmal auf milde Mittel wie spezielle salzhaltige Nasensprays zurückgreifen, um die Reizung der Nasenschleimhaut zu lindern. Nasenöle, in jedem Fall ohne Paraffin, können ebenso Erleichterung verschaffen. Des Weiteren kann es helfen, das Kopfteil des Bettes leicht zu erhöhen, spezielle Nasenpflaster oder eine Nasendusche zu verwenden. Von einer vorschnellen Anwendung herkömmlicher Nasensprays rät die Apothekerkammer Niedersachsen ab, auch wenn eine kurzfristige Anwendung zumeist unproblematisch ist. Jedenfalls ist zu beachten, dass die meisten herkömmlichen Schnupfensprays für Schwangere nicht zugelassen sind. Sollte es nicht ohne ein abschwellendes Spray gehen, ist es nur zwei bis drei Tage in niedrigster Konzentration anzuwenden. Manchmal ist es dabei ausreichend, nur ein Nasenloch zu versorgen. So wird die Gefahr von Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten verringert. Bei Allergien und Entzündungen können cortisonhaltige Nasensprays vom Arzt verschrieben werden.
Verstopfung
Verstopfung ist ein typisches Schwangerschaftsproblem. Durch das Hormon Progesteron kommt es zu einem verlangsamten Nahrungstransport durch den Darm. Weiterhin können Eisenpräparate oder der wachsende Uterus die Darmtätigkeit vermindern. Auf gar keinen Fall sollten Schwangere jetzt voreilig zu Abführmittel greifen. Die Warnung gilt besonders für pflanzliche Mittel wie Sennesblätter oder Aloe. Besser ist es, soweit erlaubt, die Flüssigkeitsmenge zu erhöhen (zwei Liter), sich vermehrt zu bewegen und Ballaststoffe wie Flohsamen zu sich zu nehmen, die im Darm aufquellen. Glycerin-Zäpfchen oder Lactulose aus der Apotheke unterstützen die Verdauung ebenso.
Husten
Durch den entstehenden Pressdruck beim Husten verspüren Schwangere eine erhebliche Belastung. Um den Husten zu lösen, hilft es, viel zu trinken. Wenn auf Arzneimittel zurückgegriffen werden soll, bieten sich die Wirkstoffe Ambroxol oder Acetylcystein an. Bei erheblichem Hustenreiz sollte in Rücksprache mit dem Arzt über den Einsatz von Hustenblockern entschieden werden. Der Einsatz von Dextrometorphan und Codein gilt in der Regel für wenige Tage als unproblematisch für Mutter und Kind.
Übelkeit
Gerade zu Beginn der Schwangerschaft klagen Schwangere oft über Übelkeit. Die Lebensqualität leidet bei ständiger Übelkeit enorm und bei mehrmals täglichem Erbrechen besteht zudem die Gefahr des Dehydrierens. Zunächst einmal gilt es, viel zu trinken und kleine Portionen zu essen. Zwieback und Knäckebrot sollten immer in Griffweite sein. Fettige und stark gewürzte Speisen sollten vermieden werden, aber sonst können Schwangere alles essen, was ihnen schmeckt. Auch der Einsatz von Ingwer hat sich bewährt. Hier gibt es speziell zugelassene Kapseln. Grundsätzlich gilt: Wenn sich die Schwangerschaftsübelkeit trotz Hausmitteln verschlimmert oder nach zwei bis drei Tagen keine Besserung eintritt, muss ein Arzt aufgesucht werden.
Wichtig ist, dass sich Schwangere im Krankheitsfall sofort an ihren Arzt oder Apotheker wenden und nicht versuchen, sich ohne Rücksprache selbst zu behandeln. Wenn eine Erkrankung nicht korrekt behandelt wird, kann das für das ungeborene Kind unter Umständen genauso gefährlich werden wie falsche Arzneimittel einzunehmen. Daher sollten sich werdende Mütter stets beraten lassen.
Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie und Toxikologie. Nach drei Staatsexamina erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.
Quelle: Pressemitteilung der Apothekerkammer Nds.